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Zum Thema Spenden:
In vielen Fällen haben Spenden eher etwas mit modernem Ablasshandel als mit Altruismus zu tun. Ich gebe Geld, hab damit „etwas Gutes“(TM) getan und will auch keine Verantwortung dafür übernehmen was damit passiert. Aus diesem Grund wird auch eher an Institutionen mit Spendensiegel usw. gegeben. Und für sich allein betrachtet ist das auch nicht schlecht. Alternativ könnte man das Geld auch durch Steuern einziehen und im Rahmen des demokratischen Prozesses hoffentlich sinnvoller ausgeben. Weil hier die Entscheidung etwas zu geben verlagert wird fehlt dem Geber allerdings das gute Gefühl.
Dieser empathische Altruismus zur Selbstbelohnung (ich bekomme ein gutes Gefühl, weil ich jemand anderem etwas gutes getan habe) ist evolutionär in uns angelegt und fördert das Sozialverhalten. In kleineren Gruppen würden wir immer wieder sehen, dass es jemandem schlecht geht und uns deshalb Gedanken über die Ursachen machen. In unserer heutigen Gesellschaft fehlt dieser Blick.
Ursachensuche bzw. eine realistische Frage nach der eigenen Zielsetzung ist oftmals unangenehm und dann extrem konträr zum eigenen Wohlbefinden.
Ich freue mich sehr, dass das Thema Spenden offenbar bei vielen auf Resonanz stößt. Ja, das meine ich. Es ist generell gut, dass dieser eigennützige Altruismus in uns angelegt ist. Aber es sollte nicht davon entbinden, sich ab und zu selbst zu reflektieren.
Liebe Hannah, lieber Marco,
hier kommt mein „kleiner“ Kommentar zum Thema „Spenden“ und zuerst einmal möchte ich feststellen, dass ich meine „Spenden“ für die Mikroökonomen extrem sinnvoll finde. Und ja, ich hab dabei ein besseres Gefühl und finde das viel sinnvoller, als wenn ich die Abbuchung der GEZ Gebühren auf meinem Konto sehe.
Ich stimme Dir auch völlig zu Hannah, dass man sich stets klar machen sollte, wofür man da spendet. Gerade deshalb finde ich es oft wenig sinnvoll, an große Hilfsorganisationen zu spenden oder gar darauf zu vertrauen, dass der Staat schon sinnvoll mein Geld einsetzen wird. Denn gerade da kommt es doch sehr darauf an, wer die beste Lobby hat, wer wen persönlich kennt oder gar wer durch wen politische oder finanzielle Vorteile erhält.
(Denken wir nur daran, wer laut nach Kaufprämien für Dieselfahrzeuge schrie, aber kein Problem damit zu haben scheint, dass die armen Autokonzerne zweistellige Milliardenbeträge zahlen müssen, weil sie vorsätzlich betrogen haben.)
Und mein nicht repräsentatives Wissen über die Verwendung von Entwicklungshilfe in Afrika spricht nicht gerade dafür, dass das Geld bei vielen Hilfsorganisationen gut aufgehoben ist. (Gilt natürlich nicht für alle – ich spende auch sehr gerne an ß„rzte ohne Grenzen.)
Ich probiere es beispielsweise gerade mit einer kleinen Beteiligung an einem Startup in Ghana. Das finde ich sehr spannend und ich lerne sehr viel darüber, wie Dinge dort funktionieren und was die Menschen dort brauchen. Das ist aber gerade so, weil wir in direktem Kontakt sind und eben nicht auf andere vertrauen, die es schon besser wissen werden.
Und glücklicherweise hab ich mich dazu entschieden, sehr genau zu kontrollieren, was mit dem Geld passiert. Nicht, weil es nach Ghana geht, sondern weil Gründer gerne mal dazu neigen, ganz schnell, ganz viel Geld für die falschen Dinge auszugeben. Das ist hier nicht anders. (Natürlich will ich grundsätzlich keinen Einfluss darauf nehmen, was die Gründer mit dem Geld tun, was sie persönlich erhalten.)
Allerdings haben wir aus meiner Sicht gerade in Deutschland ein großes Problem mit Solidarität beziehungsweise mit deren Abwesenheit. Wir bekommen es weder hin, die Flüchtlinge aus den Lagern in Griechenland rauszuholen, noch eine vernünftige Kindergrundsicherung einzuführen. Für viele Hilfen, die es gibt, sind die Zugangsvoraussetzungen alles andere als niederschwellig und oft geht Stigmatisierung damit einher (und nein, ich bin kein Fan des BGE).
Das finde ich bei den Hilfsaktionen auf Twitter oft anders. Klar, es braucht Zugang zu Twitter und es braucht ein paar persönliche Kontakte. Aber ich „spende“ da schon mal jemand 10 Euro für ne Pizza oder unterstütze eine Sammlungsaktion für jemand, die oder der in Not ist. Ich erwarte dafür aber keine Dankbarkeit und auch keine Rechenschaft, aber ich möchte damit ein Zeichen der Solidarität setzen. Ich gebe etwas, ohne dass ich eine Gegenleistung erwarte.
Und ja, es hilft, wenn ich die Person, die den Spendenaufruf teilt, „kenne“, da das die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass sich jemand bereichern will. Und klar, das hat Grenzen. Ich achte ansonsten auch darauf, dass bei höheren Beträgen ein Verein oder eine Plattform wie Betterplace dazwischengeschaltet ist und dadurch eine gewisse Transparenz gewährt ist. Aber ich finde es wichtig, eben auch mal zu zeigen, schaut, man kann auch einfach mal was tun, ohne dass es Sicherheit gibt. Und ich glaube, manchmal entsteht dadurch mehr Aufmerksamkeit für das Grundproblem, als wenn man „nur“ auf dieses aufmerksam macht.
Sicher, es wäre toll, wenn sich viel mehr Menschen politisch engagieren würden, aber ich glaube, das kommt für viele einfach nicht in Frage (was ich gut verstehe). Und ich hoffe, dass viele Menschen sich eben auch an privaten Spendenaktionen beteiligen, weil sie Solidarität zeigen wollen und weil sie ein Zeichen setzen wollen – gerade unabhängig davon, ob es ein „Gütesiegel“ oder eine „Bescheinigung“ gibt, wonach jetzt alles (fast) wieder in Ordnung ist.
(Damit will ich im ßœbrigen Deiner Argumentation nicht widersprechen. Ich empfinde das halt an vielen Stellen ganz anders und denke, das ist ein sehr persönliches Ding. Und ich mach mir da halt auch schon eine Weile recht viele Gedanken drüber.)
Liebe Grüße
Ivo
Spannende Diskussion zur Frage “wie richtig helfenâ€. Ich mache sowas beruflich und möchte einige Gedanken teilen:
0) Der Begriff “helfen†ist schon schwierig. Es geht nicht darum Menschen zu helfen, sondern sie zu befähigen. Daher auch “Entwicklungszusammenarbeitâ€, nicht Entwicklungshilfe.
1) Ja, systemisch und bedarfsorientiert – aber
Der Punkt im Podcast ist natürlich vollkommen richtig, dass so viel wie möglich an Unterstützung eine systemische Wirkung haben sollte. Der alte Satz ist paternalistisch, beschreibt aber den Gedanken dahinter gut: “if you give a man a fish, he eats for a day. If you teach him how to fish, he’ll eat for a lifetimeâ€. Natürlich muss sich Unterstützung am Bedarf orientieren. Beispiel: Immer wieder stellen NGOs Zugang zu Wasser her, ohne sich mit dem staatlichen System zu koordinieren. Dadurch gibt es Doppelstrukturen, die in keinem System verzeichnet sind. Oder: in Afghanistan gibt es duzende Beispiele, wo eine Schule neben die nächste gebaut wurde, weil niemand miteinander gesprochen hat.
Andererseits und um bei dem Beispiel zu bleiben: heißt das, dass die Menschen erst dann Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten können, wenn der Staat funktioniert? Hier gibt es halt häufig Dilemmata, die es aufzulösen gilt. Die sicherlich besten Ansätze fokussieren auf beides, die Entwicklung von Kapazitäten auf staatlicher Ebene und parallel die konkrete Umsetzung vor Ort (plus, in dem Fall: Aufbau von Operations & Maintenance Kapazitäten, also Installateuren, Businessmodelle, etc).
2) It’s all about Sichtbarkeit, baby. Beratung staatlicher Strukturen ist so unsexy wie es nur geht. Das Ergebnis ist schlecht sichtbar, schwer zu greifen, außerdem können gut und schlecht von außen schlecht unterschieden werden. Das merkt auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unter Gerd Müller, weshalb der Fokus auf staatliche Beratung immer weiter zurück gefahren wird und der Fokus auf “direkte†Wirkungen immer stärker zunimmt. Das Foto der bangladeschischen Näherin verkauft sich (auch politisch) halt besser als das der neuen Umweltverordnung, auch wenn letztere mutmaßlich eine deutlich größere und systemischere Wirkung haben könnte.
Genauso ist das bei NGOs: eine Freundin hat bei einer großen deutschen NGO gekündigt, nachdem sie zum wiederholten Mal zu Fotoshoots in verschiedene Länder Afrikas musste, auf denen die Teilnehmer dann bewusst elend in Szene gesetzt wurden. Ein Bild das Wohlstand suggeriert verkauft sich halt schlechter und bringt weniger Spenden ein.
Ergo: der Druck auf sichtbare Ergebnisse und schöne Videos ist deutlich gestiegen, was letztlich dazu führt, dass ein größerer Teil des Geldes für Marketing und Kommunikation drauf geht – und nicht da ankommt, wo es hin soll.
3) It’s a business. Die von Euch angesprochenen Plattformen, NGOs, staatliche Stellen – selbst McKinsey – sind Teil des Systems und haben Interessen. Die einen betreiben “helfen†als for-profit Business, andere haben komplett selbstlose Ziele. Diese Professionalisierung bringt viele Vorteile: es wird viel stärker als noch vor einigen Jahren evidenzbasiert gearbeitet, lokale Startups werden ein immer wichtigerer Teil, social business werden ein immer wichtigerer Teil des ß–kosystems. Andererseits wird es halt immer undurchsichtiger, wer mit welchen Interessen unterwegs ist. Gutes Marketing und wenig Substanz sind scheinen leider grade ein wesentlicher Erfolgsfaktor zu sein.
4) Ehrlich währt am längsten. Klar, große Organisationen haben mehr Erfahrung und bessere Systeme um schädliche Projekte zu verhindern, es gibt häufig Kontrolle-Instrumente, externe Evaluierungen, etc. Andererseits: kleine Player mit extremem Know-How haben häufig extrem gutes Wissen über einzelne Aspekte und sind da schwer zu schlagen. Andererseits: es gibt kommerzielle Player die wahnsinnig gute Arbeit machen und katastrophale NGOs – genauso wie umgekehrt.
Nach meiner Meinung gibt es zwei entscheidende Messgrößen:
1) Je ehrlicher ein Akteur, desto besser die Maßnahme. Wenn ich als staatlicher Akteur eine primär innenpolitische Agenda verfolge, ist es – grob verallgemeinert – wahrscheinlich, dass das Projekt wenig effizient und wenig nachhaltig ist. Andererseits kann ein for-profit Akteur durchaus gute Projekte machen, wenn jeder weiß, woran sie oder er ist.
2) Externe ßœberprüfbarkeit: wie transparent ist jemand, wie bereit ist ein Akteur, sich einer Evaluierung einer Drittpartei zu unterziehen? Die besten Initiativen veröffentlichen ihre Daten und ihr Vorgehen transparent und offen und holen immer mal wieder externe Partner rein um durch Evaluierungen ein systematisches Feedback zu bekommen.
Dies sind – aus meiner Erfahrung – zwei Kenngrößen, bei denen man mal sehen kann, wie $Organisation so abschneidet. Das sind sicherlich nicht die einzigen Kriterien, sie geben aber vielleicht einen Ansatzpunkt.
Jetzt habt ihr natürlich dieses System verglichen mit Spendenaufrufen für medizinische Eingriffe in den USA und anderen Teilen der Welt. Das sind natürlich ß„pfel und Birnen. Klar macht es Sinn systematisch und Bedarfsorientiert zu helfen. Klar sollte es solche prekären Zustände in den USA nicht geben. Aber willst Du, wenn es der einen Person elendig geht, sie verrecken lassen, weil Du woanders mehr Impact hast?
Ich glaube aber es geht nicht um entweder/oder – sondern eher um die Einsicht, dass “nachhaltige Entwicklung†nicht nur ein Thema für Afrika ist.
Für mich geht es beim Spenden (für gemeinnützige Organisation) schon auch ums Lobbying. Wenn ich mich für eine Organisation entscheide, die Fahrräder verteilt, dann mache ich das weil es schon zu viele Autos gibt. Und da will ich auch den Empfänger nicht fragen ob er lieber ein Auto hätte–mein Geld gibt es halt nur für Fahrräder.
Ich denke es geht beim Spenden darum Gott zu spielen und die Welt nach eigenem Abbild zu formen. Das ist auch, wenn man das Geld ehrlich erworben hat, gerechtfertigt. Geld ist Ausdruck von Macht und das muss man nicht für nichts hergeben.
Hannahs Ansatz, dass der Staat oder grosse Organisationen besser wissen wofür man das Geld ausgeben sollte damit der Nutzen maximiert wird, scheitert, weil der Staat regelmäßig beweist, dass er zu solch einer Nutzenmaximierung nicht im Stande ist.
Beispiele dafür sind:
A) planwirtschaftliche Entscheidungen von sozialistischen Staaten, die nicht zu guten Ergebnisse geführt haben.
B) Der Umgang der Bundesrepublik mit der Corona-Wiedereröffnung, bei der für mich klar Lobbyinteressen über dem Allgemeinwohl gestanden haben. Schulen mit dem größten volkswirtschaftlichen Nutzen waren am längsten zu.
C) Wir haben Unmengen von Geld zur Corona-Bekämpfung ausgegeben, ohne abzuwägen ob andere Todesarten einfacher zur vermeiden wären.
D) Die Welt bekommt die Klimakrise nicht in den Griff.
Ich kann dem gleichen Staat nicht unbedingt soviel vertrauen, dass er meine Spenden besser verwalten kann. (Ich verstehe schon das die Zweckbindung oder das spenden an kleine spezifische Vereine zu einem Teil ineffizient ist. Ich bestreite nur, dass der Staat das besser kann.)