Press "Enter" to skip to content

Von Englein bewacht

Wir sprechen demnächst über Leïla Slimanis Roman „Dann schlaf auch du“. Das Buch geht auf eine schaurige Zeitungsmeldung aus New York zurück. Am Nachmittag des 25. Oktober 2012 informierte die New Yorker Polizei über folgendes Verbrechen:

A deranged nanny savagely murdered a media executive’s two young kids inside a posh upper West Side apartment Thursday — and then slit her own throat in a botched suicide attempt, police said.

https://www.nydailynews.com/new-york/mass-stabbing-west-side-article-1.1192419

Die Tat als Ausgangspunkt des Romans

Leïla Slimani fiktionalisiert diese brutale Nachrichtenmeldung, indem sie die Geschichte ins Paris des gehobenen Mittelstands überträgt. Paul ist Musikproduzent. Myriam ist Rechtsanwältin. Um ihre beiden Kinder Mila und Adam kümmert sich die Kinderfrau Louise. Der Roman beginnt mit der Schilderung des Tatorts. Myriam kehrt früher als erwartet von der Arbeit nach Hause zurück und findet dort ihre beiden Kinder ermordet im Badezimmer vor. Gleich daneben liegt Louise, die sich mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt hat. Slimani versucht, in vielen Rückblenden und aus wechselnden Perspektiven mögliche Motive der Tat zu rekonstruieren.

Debatte um Familienwerte

Ähnlich schonungslos und kühl erzählt Slimani in dieser Motivsuche von den Menschen im Umfeld des Verbrechens. Oft lädt sie mit ihren Beobachtungen ein zum Nachdenken über die Gesellschaft, in der wir leben. Wie konnte es zu dieser Tat kommen? Was bedeutet Familie? Welche Abhängigkeiten gehen wir ein, um unabhängig zu bleiben? Worin zeigt sich die Wertschätzung von Pflege – für die pflegende Person, die Familie und letztlich auch die Gesellschaft?

Gerade in diesen Wochen von Home-Office und Rückbezug auf die Kernfamilie wird wieder viel über familiäre Themen diskutiert:

  • die Vereinbarkeit von Familie und Beruf allgemein
  • der Respekt zwischen den Generationen
  • der Wert der Pflege von Kindern, Alten und Kranken
  • die Einsamkeit vieler, gerade psychisch Kranker

Die Lektüre bietet uns also viel Gesprächsstoff mit aktuellem Themenbezug.

Zum Buch

Leïla Slimani hat für ihren Roman übrigens den Prix Goncourt, einen der wichtigsten Preise der französischsprachigen Literatur, gewonnen. Das französische Original erschien 2016 mit dem Titel „Chanson douce“. Amelie Thoma übersetzte das Buch 2017 ins Deutsche. Wir danken Nina Portheine von Random House, dass sie uns die Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt hat. Hier gibt es ausserdem eine Leseprobe: shorturl.at/CKOTZ

Wenn ihr das Buch kaufen möchtet, könnt ihr (müsst aber nicht) einen der nachstehenden Links verwenden. Bei Buch7 bekommt der Buchhandel etwas und bei Amazon bekommen wir unser Schärflein.

Barbara Bohr
Barbara Bohr

View all posts

Category Allgemein
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert