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Working out Loud: nur laut oder auch Workout?

Bei einer ü50-Geburtstagsparty in Deutschland bin ich vor kurzem über diesen Begriff Working out Loud (kurz WOL) gestolpert. Denn worüber redet man zunächst mit ehemaligen Kollegen und Kolleginnen, wenn man sich nach langer Zeit erstmalig wiedersieht? Über die Arbeit.

12 Wochen im Zirkeltraining

Ich bin immer neugierig, was es denn andernorts so an Trends im Trainings- und Weiterbildungsbereich gibt. Denn die konservative Schweiz braucht meist etwas länger, bis sie sich auf Neues einlässt. Ein ehemaliger Kollege erzählte mir auf besagter Dinner Party, dass sie im Unternehmen mit «Working-Out-Loud-Circles» arbeiten würden. Leute treffen sich 12 Wochen lang, um ihre eigenen Lernziele zu verfolgen und profitieren gleichzeitig von den Ideen und dem Wissen der anderen.

Dahinter steht aus Firmensicht die Vorstellung, das interne Wissensmanagement flexibel und selbstorganisiert zu optimieren. Aus Sicht der Angestellten bietet die Methode eine Möglichkeit, über eine Teilnahme an diesen Circles die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken. Dies geschieht dadurch, dass die Zufriedenheit im Beruf über selbstorganisierte Lernerfolge gesteigert wird. Working out loud, kurz WOL, ist also eine Selbstlernmethode. Die Circles übernehmen dabei die Funktion einer Intervision bzw. eines Peer Coaching. Es ist, so mein Verständnis, ein wenig wie bei den Weight Watchers. Es geht zwar auch alleine, aber mit der Unterstützung einer Gruppe und eines Coaches geht es besser.

Wofür steht die Idee?

Ursprünglich stammt der Begriff „Working out loud“ vom Blogger Bryce Williams. Er entwarf die Idee in einem Blogpost von 2010. Was meinte er „Working out loud“?

Die Bezeichnung „Working Out Loud“ (Kurzform: WOL) spielt mit dem englischen Begriff „work out“, was im Deutschen „Training“, „Sporttreiben“ oder auch „Erfolg haben“ bedeutet. Gleichzeitig steckt auch das Wort „loud“ mit drinnen, da es vor allem auch darum geht, die Erfolge der eigenen Arbeit für andere sichtbar und damit nutzbar zu machen.

https://www.buero-kaizen.de/wol-working-out-loud

Weiterentwicklung durch John Stepper

Inhaltlich wurde die Idee von John Stepper seit 2015 konzeptionell weiterentwickelt. Sein Buch Working out loud. Wie Sie Ihre Selbstwirksamkeit stärken und Ihre Karriere und Ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten ist 2020 auf Deutsch erschienen. Er hat die Ursprungsidee so gestaltet, dass sie nicht mehr nur dafür steht, die eigene Arbeit mittels Social Tools sichtbar zu machen, sondern eine eigenständige Denkweise begründen soll. Diese besteht aus fünf Elementen:

  • Zielgerichtetes Entdecken
  • Beziehungen
  • Grosszügigkeit
  • Sichtbare Arbeit
  • Wachstumsorientiertes Denken

In diesem Sinn ist WOL…

eine Methode zum Aufbau von Beziehungen, die einem in irgendeiner Weise helfen können – sei es beim Erreichen eines, Ziels, bei der Entwicklung einer Fertigkeit, der Erkundung eines neuen Themenbereiches oder des nächsten Schrittes in der Karriere.

Stepper, S. 34

Einstieg in die Diskussion

Was ist von der Methode zu halten? Ist das, so mein Verdacht, der nächste agile Hype, damit sich Angestellte weiter ausbeuten lassen oder ein sinnvoller Weg, selbständig und gleichzeitig begleitet die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln? Weshalb überhaupt lassen sich Unternehmen darauf ein? Diese Circles sind schliesslich nicht gratis.

Wer keine Zeit für das Buch hat, sich aber für das Thema interessiert, kann sich anhand dieses Textes einlesen, denn dieses Firmenbeispiel schildert den Ablauf eines Circles gut nachvollziehbar.

Der Vahlen-Verlag hat uns freundlicherweise kostenlose Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt, so dass wir John Steppers Buch in der nächsten Folge des MikroBuchs vorstellen und diskutieren können. Ich bin gespannt, was Anna und Marco, die beruflich in ganz anderen Kontexten als ich unterwegs sind, von dem Buch halten. 🙈

Barbara Bohr
Barbara Bohr

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Category MikroBuch
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